Vorsicht Falle - Moderation ist kein Wunschkonzert
Newsletter 10/2014
Vorsicht Falle -
Moderation ist kein Wunschkonzert
Liebe Leserinnen und Leser,
kennen Sie das? Da gibt es Workshops oder Meetings, die laufen rund und bringen tragfähige Ergebnissen hervor und andere, die sind im besten Falle kurzweilig und interessant - aber das was am Ende herauskommt ist das Moderationsmaterial nicht wert, das beschrieben und angepinnt wurde. Tolle Ideen - aber von Umsetzbarkeit keine Spur. Ein typischer Fall von Wunschkonzert-Moderation.
Ein Stellhebel für Erfolg oder Misserfolg einer Moderation liegt in der Formulierung der Frage, die ihr zugrunde liegt. Doch was macht sie aus, die richtige Frage? Lesen Sie in unserem heutigen Newsletter, wie Sie unbeabsichtigte Wunschkonzert-Workshops gezielt vermeiden und Fragen auf Herz und Nieren prüfen.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und grüße Sie herzlich
Ihre Michaela Stach
Akademieleitung
Hier unsere Themen:
Einblick: Vorsicht Falle - Moderation ist kein Wunschkonzert
Praxisblick: Fragen hinterfragen
Überblick: Aktuelle Termine - Ausbildungen 2015 und Messe
Einblick: Vorsicht Falle - Moderation ist kein Wunschkonzert
Während es Eduard Zimmermann im ZDF-Klassiker "Vorischt Falle" mit Neppern, Schleppern und Bauernfängern zu tun hatte, stellen wir Moderatoren uns die tückischsten Fallen meist selbst. Besonders häufig passiert dies bei der Formulierung der Frage, die jeder Moderation - ob Workshop oder Teambesprechung - zugrunde liegt.
Dabei sind es gerade die richtigen Fragen, die Bewegung in einen stockenden Prozess bringen, zu neuen, zündenden Ideen verhelfen und Klarheit in den Nebel und Licht ins Dunkel bringen können. Doch welches sind die richtigen Fragen? Kann die Formulierung derselben wirklich so schwer sein? Schließlich ist das Fragestellen doch eine Disziplin, die uns seit Kindesbeinen vertraut ist. Aber in der Tat - es ist durchaus anspruchsvoll. Und die gute Nachricht folgt auf dem Fuße: Die Mühe lohnt sich! Es macht sich bezahlt, sich in der Vorbereitung eines Workshops oder Meetings Zeit für die Findung kluger, durchdachter Fragen zu nehmen, daran zu feilen und sie im Zweifel mehrmals anzufassen und zu verbessern. Denn dann ist die Zeit während des interaktiven Arbeitens gut und nutzbringend investiert und die Ergebnisse bringen die Teilnehmer auch einen entscheidenden Schritt weiter.
Bei der Formulierung kluger Fragen für einen Workshop oder ein Meeting stehen gleich mehrere Kategorien von Fettnäpfchen bereit. Heute möchte ich gezielt den Blick auf die beliebte Falle "Moderation als Wunschkonzert" richten.
Angenommen, es geht dem Bereichsleiter Firmenkunden einer Bank darum, mit seinem Team Maßnahmen zu erarbeiten, durch die die Bank für die Kunden und potenziellen Kunden attraktiver werden kann. Mit der Frage: "Wie können wir für unsere Kunden und potenziellen Kunden attraktiver werden?" geht es in die Gruppenarbeit. Es werden Ideen produziert und Kärtchen geschrieben. 10, 20, 30... die Gruppen arbeiten wie wild. Und wo viel geschrieben wird, gibt es auch viel zu präsentieren. Es wird gepinnt bis die Wände voll sind. Doch bei genauerem Hinschauen wird deutlich: Es sind tatsächlich interessante, innovative und pfiffige Ergebnisse entstanden - aber umgesetzt müssten diese von einer ganz anderen Stelle im Unternehmen werden. So wurden in diesem Bankenbeispiel modernstes technisches Equipment oder neue Dienstleistungsangebote genannt.
Es wurde gut gearbeitet und doch am Ziel vorbei. Denn eigentlich wollte der Bereichsleiter Maßnahmen sehen, die von jedem Berater selbst und direkt umgesetzt werden können. Verhalten gegenüber dem Kunden, Kommunikation, Freundlichkeit, Service etc. Aber genau danach hat er nicht gefragt - zumindest nicht explizit. Und je mehr Interpretationsspielraum die Frage lässt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Antworten am Ziel vorbeischießen. Und es liegt in der Natur der Sache, dass man im Zweifel Wünsche adressiert, bevor man selbstkritisch den Blick in den Spiegel wagt. Das ist keine böse Absicht - das ist einfach menschlich!
Am Ende sind alle unzufrieden. Die Mitarbeiter, weil ihre engagierte Arbeit anscheinend umsonst war und von den Ergebnissen - mal wieder - nichts umgesetzt wird. Und der Bereichsleiter, weil die Ergebnisse nicht dem entsprachen, was er sich erhofft hatte.
Natürlich ist ein Wunschkonzert nicht per se schlecht. Wenn es z.B. in einem Zukunftsworkshop um neue, innovative Produkt- oder Dienstleistungsideen geht, darf die Umsetzbarkeit - für diesen Schritt - getrost beiseite gelegt werden. Nicht hilfreich sind Wunschkonzerte immer dann, wenn sie unbeabsichtigt sind! Und dies geschieht u.a. dann, wenn die Frage den Adressaten nicht identifiziert.
Deshalb: Hinterfragen Sie Ihre Fragen bevor Sie sie stellen!
Praxisblick: Fragen hinterfragen - Checkliste
- Ist die Frage offen und lässt unterschiedliche Antworten zu?
- Ist sie einfach und verständlich formuliert?
- Angenommen ich betrachte die Frage aus der Sicht der Teilnehmer - ist sie dann immer noch einfach und verständlich formuliert?
- Zielt die Frage unmissverständlich auf die Kategorie von Antworten ab, in der die Lösungen angesiedelt sein sollen - visionäre Ideen versus selbst und zeitnah umsetzbare Maßnahmen?
- Sind die Adressaten in der Frage klar identifiziert?
- Gibt es Randparameter, die die Teilnehmer kennen sollten (Zeit, Geld, etc.)
- Ist die Frage so formuliert, dass sie Lust darauf macht, daran zu arbeiten?
Wenn Ihre Frage dieser Checkliste standhält, dann stehen die Chancen gut, dass Ihre Moderation von Erfolg gekrönt sein wird!
Überblick: Aktuelle Termine - Ausbildungen 2015 und Messe
12. bis 14. März 2015: Start Frühjahrssemester 2015 - Termine
19. bis 20. Mai 2015: Stand auf der Personal Süd, Messe Stuttgart
17. bis 19. September 2015: Start Herbstsemester 2015/2016 - Termine
Verantwortlich für den Inhalt ist Michaela Stach, Akademieleiterin.
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